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Zeppelinfeld und Zeppelintribüne sind die einzigen Bauten des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes, die fertiggestellt und in ihrer Funktion als Aufmarschgelände von den Nationalsozialisten auch genutzt wurden. Nach Sprengungen von Teilen der Anlage ist das Areal heute allerdings nicht mehr im originalen Zustand zu sehen. Aufgrund weitreichender baulicher Schäden ist die Zeppelintribüne aktuell nur teilweise zugänglich, auch das Zeppelinfeld und die Wallanlage sind für Besuchende gesperrt. Ein Teil des Feldes wird aktuell von Sportvereinen als Trainings- und Spielort genutzt.

Mit den geplanten baulichen Ertüchtigungen und der Gestaltung eines Lern- und Begegnungsortes in den kommenden Jahren bis 2030 sollen das Zeppelinfeld und die Zeppelintribüne, auch im Inneren, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Geschichte des Areals

Die dem Volkspark Dutzendteich zugehörige Zeppelinwiese wurde bereits beim Reichsparteitag 1933 als Versammlungsort genutzt. Im Folgejahr erhielt Albert Speer von Adolf Hitler den Auftrag zur Entwicklung eines Gesamtplans für das Reichsparteitagsgelände, in dem das Feld Zentrum für eine Aufmarsch- und Versammlungsstätte sein sollte. Zwischen 1935 und 1937 entstand dann der Gesamtkomplex mit Zeppelintribüne, Feld und Wallanlage. 

Die Tribüne für die Ehrengäste, dem Pergamonaltar nachempfunden, war in ihrer finalen Gestalt 360 m lang und mit einer doppelten Pfeilergalerie 20 Meter hoch. In ihrem Zentrum liegt die Rednerkanzel, von der aus Adolf Hitler Paraden abnahm und sich die Machthaber an die Menschenmassen auf Feld und Wallanlage wandten. Der Tribüne vorgelagert ist das Zeppelinfeld, umsäumt von der durch 34 Türme gegliederte Wallanlage. Das Areal bot Platz für bis zu 320.000 Menschen, davon 70.000 als Zuschauer auf Tribüne und Wallanlage.

Zuschauer beim Konzert von Bob Dylan,1978 © Stadtarchiv Nürnberg A08-4

Nach 1945 nahm die amerikanische Armee das Areal in Besitz, die Sprengung des Hakenkreuzes auf der Haupttribüne am 22. April 1945 durch die amerikanische Armee hat sich als Ereignis von hoher Symbolkraft ins kollektive Bildgedächtnis eingeschrieben. Das Zeppelinfeld wurde von den Soldaten, die die Zeppelinanlage in „Soldiers Field“ umbenannten, als Übungsgelände und Sportplatz genutzt – eine Praxis, die heute von der American Football-Mannschaft der Nürnberg RAMS, die auf dem Zeppelinfeld ihren Trainings- und Spielort haben, fortgeführt wird.

Von wenig erinnerungskulturellem Bewusstsein zeugte die 1967 durchgeführte Sprengung der Pfeilergalerie, die die Bausubstanz der Zeppelintribüne nachhaltig beschädigte, wie auch die Entfernung der Endpylone der Tribüne Anfang der 1970er Jahre, auf denen sich zwei Feuerschalen befunden haben.

Als deutliche Maßnahmen der demokratischen Aneignung sind die zahlreichen auf dem Gelände veranstalteten Konzerte zu bewerten. Bob Dylan gab dazu 1978 den legendären Auftakt, Künstlerinnen und Künstler wie die Rolling Stones, Tina Turner und Udo Lindenberg schlossen sich an. Auch diese Nutzung als Konzertstätte hat in Form des jährlichen Festivals „Rock im Park“ Bestand. Schließlich finden seit 1947 um die Haupttribüne Motorrad- und Autorennen statt, das Norisring-Rennen der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft ist inzwischen ein jährliches Großereignis.

Sprengung der Pfeilergalerie der Zeppelintribüne, 1967 © Stadtarchiv Nürnberg A40_L_706_9

Entwicklung zu einem Lern- und Begegnungsort

Anfang der 2010er Jahre haben sich die Stadt Nürnberg, der Freistaat Bayern und die Bundesrepublik Deutschland zur gemeinsamen Aufgabe gemacht, das Ensemble aus Zeppelintribüne und Zeppelinfeld zu erhalten und zu einem Lern- und Begegnungsort zu entwickeln.

Voraussetzung dafür ist zunächst die bauliche Sicherung von Tribüne und Wallanlage, die beide aufgrund weitreichender Schäden aktuell nur partiell zugänglich sind. In Zukunft wird es jedoch möglich sein, weite Teile im Tribüneninneren zu besichtigen. Es wird ein Rundgang durch den Mittelbau geöffnet, die obere Galerie wird betreten werden können und die zentrale Empfangshalle, wegen ihrer Deckenmosaiken umgangssprachlich „Goldener Saal“ genannt, wird ebenfalls zugänglich gemacht.

Da das Areal künftig einen wichtigen Beitrag zur historisch-politischen Bildungs- und Aufklärungsarbeit leisten soll, werden in drei Räume der Zeppelintribüne Ausstellungen platziert, die sich mit der Baugeschichte von Zeppelinfeld und Zeppelintribüne, den Inszenierungsstrategien des Nationalsozialismus während der Parteitage, der Nutzung von Tribüne und Feld nach 1945 und die durchaus kritische öffentliche Diskussion um deren Zukunft befassen. 

Entstehung von Markierungen als niedrigschwellige Erfahrungsräume

Die klassische Ausstellungsform im Bahnhof Dutzendteich und der Tribüne wird in den öffentlichen Bereichen von Tribüne und Feld von einer weiteren Ebene der Vermittlung ergänzt. Hier werden die sogenannten Markierungen unterschiedliche Erfahrungsräume erschließen.

Die Markierung an der Rednerkanzel wird die historischen Ereignisse an der Rednerkanzel in Bild und Ton dokumentieren, kommentieren und darüber hinaus aktuelle Formen des Umgangs mit dem Ort zeigen.

Eine weitere Markierung wird auf dem Zeppelinfeld die Perspektive der Teilnehmenden an den Aufmärschen während der Parteitage erklären.

Die dritte Markierung auf dem Zuschauerwall wird den Besuchenden die Gelegenheit geben, das gesamte Feld nicht aus der Herrscherperspektive von der Zeppelintribüne, sondern aus der Perspektive der Zuschauenden zu erfassen.

Der Lern- und Begegnungsort Zeppelinfeld und Zeppelintribüne soll im Jahre 2030 fertiggestellt sein.

Auf einen Blick

Information

Die Zeppelintribüne und das Zeppelinfeld
Zeppelinstraße
90471 Nürnberg
Webseite

Die Zeppelintribüne und das Zeppelinfeld

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