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Blick auf das ehemalige Reichsparteitagsgelände aus der Luft

Das ehemalige Reichsparteitagsgelände

© Hajo Dietz

Das ehemalige Reichsparteitagsgelände am Nürnberger Dutzendteich hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Geprägt wird es allerdings in erster Linie von den teilweise erhaltenen Monumentalbauten der Nationalsozialisten, die ab 1933 entstanden sind. Dennoch wird es heute, genau wie schon vor 1933, als Naherholungsgebiet und Veranstaltungsort genutzt, die Deutsche Tourenwagen Meisterschaft und Rock im Park sind die größten, alljährlich durchgeführten Events.

Nürnbergs Umgang mit den architektonischen Relikten des Nationalsozialismus war lange Zeit zweckmäßig - vieles wurde beseitigt, anderes dem Verfall überlassen. Heute geht die Stadt Nürnberg die Nutzung der noch vorhandenen Gebäude neu an. In den kommenden Jahren entsteht in der Kongresshalle ein Ort der Künste und Kulturen, Zeppelinfeld und Zeppelintribüne werden zu einem Lern- und Begegnungsort entwickelt, der Bahnhof Märzfeld wird zu einem würdigen Erinnerungsort gestaltet, und das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände wird erweitert und erhält eine neue Dauerausstellung.

Die Stadt Nürnberg kommt damit ihrer Verpflichtung nach, die Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus wach zu halten und wichtige Aufklärungsarbeit zu leisten. Darüber hinaus lädt sie mit den unterschiedlichen kulturellen Nutzungen zum neuen partizipativen Umgang mit den Monumentalbauten ein.

Geschichte des ehemaligen Reichparteitagsgeländes

Das Naherholungsgebiet rund um den Dutzendteich im Südosten Nürnbergs entstand bereits im 18. Jahrhundert, seine Entwicklung wurde ab 1823 mit der Gründung der „Dutzendteich-Park-Actiengesellschaft“ weiter vorangetrieben. 1912 erhielt das Gelände mit dem damaligen Tiergarten Nürnberg eine überregional beliebte Freizeitattraktion, und mit dem zwischen 1925 und 1928 erbauten Städtischen Stadion (heute: Max-Morlock-Stadion) und der Zeppelinwiese entstand schließlich ein bedeutendes Sportareal.

Als sich Adolf Hitler nach der Machtübernahme im Januar 1933 entschloss, die jährlich stattfindenden Reichsparteitage in Nürnberg durchzuführen – bereits 1927 und 1929 hatten die Parteitage der NSDAP in Nürnberg stattgefunden –, wurde 1934 der Architekt Albert Speer beauftragt, den Volkspark Dutzendteich entsprechend der nationalsozialistischen Ideologie und Ästhetik zu gestalten. Speers Entwurf sah eine Überformung des Geländes mit einem gigantischen Bauprogramm auf ca. 16 km² als Ausdruck des nationalsozialistischen Geltungsanspruchs vor. Davon wurde allerdings nur der geringste Teil fertiggestellt und auch genutzt, manches wurde nach dem 2. Weltkrieg abgerissen, wie etwa die Luitpoldarena oder die am Märzfeld fertiggestellten Türme sowie die dort teilweise gebaute Wallanlage.

Luftbild Luitpoldhain mit Altem Tiergarten rund um den Großen Dutzendteich, 1927 © Stadtarchiv Nürnberg

Die Stadt Nürnberg fand nach dem 2. Weltkrieg zunächst zu keinem angemessenen Umgang mit ihrem nationalsozialistischen Erbe.

Einen ersten Schritt hin zu einer bewussteren Auseinandersetzung mit dem Gelände bildete erst die Ausstellung „Faszination und Gewalt“, die 1985 in der Zeppelintribüne eröffnet wurde und 2001 in der Dauerausstellung im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände aufging. 2004 folgte die Formulierung der Leitgedanken für den Umgang mit dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände der Stadt Nürnberg. Eine verantwortungsvolle und kritische Auseinandersetzung mit dem Gelände beförderten auch die internationale Tagung „Erhalt oder Verfall? Die Zukunft des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg“ (2011) und das Symposium „Erhalten! Wozu? Perspektiven für Zeppelintribüne, Zeppelinfeld und das ehemalige Reichsparteitagsgelände“ (2015). 

Stilisierte Postkarte Reichsparteitagsgelände, 1937 © Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände

„Wir leben in einer Zeit, in der bald keine Zeitzeugen mehr existieren. Dann sind wir angewiesen auf diese Gebäude.“

Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kulturgemeinde München und Oberbayern |

Foto: © Henning Schlottmann / Wikimedia Commons

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