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Das Projektbüro Kultur stellt jedes Jahr ein riesiges Open-Air-Festival auf die Beine

Das Projektbüro Kultur organisiert neben kulturellen Großveranstaltungen wie Bardentreffen, Stadt(ver)führungen, Zukunftsmusik oder Die Blaue Nacht auch das Klassik Open Air. Die Projektleitung der Open Air Reihe im Luitpoldhain liegt seit Ende 2023 bei Maike Renner, mit der wir über die Organisation der Konzerte mit den zwei großen Orchestern Nürnbergs gesprochen haben. Das Klassik Open Air hat sich seit seinem Beginn von 2000 bis heute zu einem der größten Festivals für klassische Musik in Deutschland entwickelt. Jedes Jahr begeistern die Nürnberger Orchester gut 160.000 Besucherinnen und Besucher - wie das gelingt und welcher Aufwand dahinter steckt, verrät Maike Renner.

Maike, die Location des Klassik Open Airs ist ja historisch kein unbeschriebenes Blatt - welche Vergangenheit hat der Luitpoldhain?

„Der Luitpoldhain ist ein geschichtsträchtiges Areal. Früher wurde es zur Zeit des Nationalsozialismus als "Luitpoldarena" unter anderem für Aufmärsche genutzt. Nach 1945 hat die Stadt das Gelände wieder zu einem Park umgestaltet und durch die Neunutzung als Location für Kulturereignisse wie das Klassik Open Air gewann es an neuer Bedeutung."

Klassik ist ja nicht jedermanns Musikgeschmack, warum begeistert das Klassik Open Air so viele Menschen?

„Das stimmt. Beim Klassik Open Air kommen Menschen verschiedensten Alter, Herkunft und Bildungsgrad, unabhängig von musikalischen Vorlieben oder Expertise zusammen. Viele der Besucherinnen und Besucher haben mit Klassik eigentlich nichts am Hut. Und genau das ist es, was das Klassik Open Air so besonders macht: der niedrigschwellige Charakter. Kein Dresscode, kein Eintritt. Klassik für alle leicht zugänglich - auch diejenigen, die normalerweise eigentlich nicht in einem Konzertsaal landen würden. Der Picknick Charakter verleiht den Konzerten zusätzlich eine Leichtigkeit. Es ist schön zu sehen, wie so viele tausende Menschen an einem Ort friedlich gemeinsam picknicken und einem Konzert von einem renommierten Orchester lauschen. Das spiegelt immer wieder einen gewissen Zusammenhalt wieder."

Richtig, die Picknick-Decke ist zum Klassik Open Air ein Must-Have!

"Egal wie, unsere Besucherinnen und Besucher machen es sich jedes Jahr gemütlich. Ob Decke und Dosenbier oder aufwändig geschmückte Tische und umfangreiches Festmahl, den verschiedenen Szenarien sind kaum Grenzen gesetzt. Trotzdem wird die Wiese zum Glück immer sehr sauber hinterlassen - darüber sind wir sehr dankbar und das soll auch so bleiben."

© Kristof Göttling
© Kristof Göttling

Das Klassik Open Air kann kostenfrei besucht werden - wie steht das im Zusammenhang mit den Vögeln?

"Du meinst unsere Vogel-Pins, die jedes Jahr anders aussehen und jede und jeder als Dank bekommt, der das Kultur-Event mit einer Spende unterstützt. Mittlerweile sind die Ansteck-Pins zu einem kleinen Sammlerstück geworden. Für uns sind diese Spenden kein Nice-To-Have, sondern ein sehr relevanter Faktor der Finanzierung, da das Klassik Open Air zu einem großen Teil auf Spenden und Sponsoren angewiesen ist. Durch deine Unterstützung kannst du also dazu beitragen, Kultur weiterhin für alle zugänglich zu machen. Die Spenden können digital über eine Crowdfunding-Seite abgegeben werden, oder aber bar vor Ort im Luitpoldhain – einen Vogel-Pin zum Dank erhält man in beiden Fällen."

Nun gibt es das Klassik Open Air schon seit 25 Jahren - Jubiläum dieses Jahr - was sind die Neuerungen der letzten Jahre aus deiner Sicht?

„Ein großer Gewinn seit 2013 ist das Familienkonzert am Vormittag des Abendkonzertes mit der Staatsphilharmonie Nürnberg. Hier werden mit einem kindgerechten Musikprogramm schon die kleinsten Besucherinnen und Besucher zu künftigen Fans von klassischer Musik und natürlich vom Klassik Open Air gemacht. Außerdem achten wir verstärkt auf die Umweltbilanz, seit 2019 gibt es kein traditionelles Feuerwerk mehr - was bleibt ist das Wunderkerzenstück, bei dem die Besuchenden tausende von Wunderkerzen im Luitpoldhain zu einem Lichtermeer erstrahlen lassen. Außerdem arbeiten wir daran, durch verschiedene Maßnahmen die Besucherinnen und Besucher zu einer Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu motivieren, da dies einen sehr starker Treiber in der CO2-Bilanz darstellt. Beispielsweise stockt die VAG extra zum Klassik Open Air ihr Angebot an Bussen und Straßenbahnen auf, um eine reibungslose An- und Abreise zu gewährleisten."

Wie sieht dein Arbeitsalltag aus und was ist für dich der schönste Moment als Festivalmacherin?

„Prinzipiell verbringe ich die meisten Tage des Jahres am PC zwischen E-Mails und Excel-Tabellen. Im Herbst und Winter verbringe ich mehr Zeit mit Ausschreibungen, im Frühjahr dann mehr mit Öffentlichkeitsarbeit. Das bunte (und gleichzeitig sehr stressige) Festival-Leben kommt nur ein paar Tage im Jahr vor. Die meiste Zeit des Jahres sind wir ein sehr kleines Team, das aus der Leitung des Projektbüro Kultur, dem technischen Leiter des Projektbüros und mir besteht. Für ein paar Monate kommt dann noch eine Praktikantin oder ein Praktikant hinzu und je näher es auf das Open Air zugeht, desto mehr externe Partnerinnen, Partner und Dienstleister sind dann auch mit einbezogen. Ich bin sozusagen die Person, bei der alle Fäden zusammenlaufen, organisiere das Festival aber natürlich nicht alleine. Der schönste Moment für mich ist ein paar Minuten nach Beginn der Veranstaltung, wenn klar ist, dass Bühne und Infrastruktur steht, Besuchende vor der Bühne sind und alle wissen was sie tun. Die Anspannung löst sich allerdings erst deutlich später.“

 

© Kristof Göttling
© Kristof Göttling
© Uwe Niklas

Zur Person: Maike Renner

Maike Renner, 1991 geboren, wuchs im Nürnberger Umland in einer kulturbegeisterten Familie auf. Früh entdeckte sie ihre Leidenschaft für Musik und Konzerte und fand besondere Freude an der offenen, einladenden Atmosphäre von Open-Air-Festivals mit freiem Eintritt, die Kultur für alle zugänglich machen. Nach ihrem Bachelorstudium der Kulturwissenschaften und Digitalen Medien/Kulturinformatik an der Leuphana Universität Lüneburg vertiefte sie ihre Kenntnisse mit einem Masterstudium in Kultur- und Musikmanagement an der Hochschule für Musik und Theater München (HMTM). Seit 2019 ist Maike Renner fest im Team des Projektbüros Kultur der Stadt Nürnberg tätig. Zunächst war sie im Bereich Kunst aktiv, arbeitete mehrfach im Team der Blauen Nacht mit, koordinierte die Aushilfskräfte und übernahm zweimal die Projektleitung der RathausART. Parallel dazu blieb sie der Musik weiterhin aktiv verbunden, unter anderem als Abendleitung im MUZclub. 2023 übernahm sie die Projektleitung für die Open Air städtischen Großveranstaltungen im Luitpoldhain: das Klassik Open Air und Stars im Luitpoldhain.

© Kristof Göttling
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